IOM, was ist das denn? Schon wieder eine neue Eisenbahn-Messe? Nein, IOM ist die Abkürzung für die Isle of Man, eine kleine Insel in der irischen See zwischen Irland und Schottland. Sie ist etwa 52 km lang und 16 km breit und es leben dort etwa 85.000 Einwohner (2022). Motorradfahrern ist die Insel bekannt durch die berühmten Manx TT oder den Manx Grand Prix, Motorradrennen, die jedes Jahr für je zwei Wochen auf der Insel stattfinden.
Vom Kaltblüter bis zum Frankenstein-Monster
Daneben gibt es aber noch viele andere Attraktionen auf der IOM, einige davon sind auch für Eisenbahnfreunde sehr interessant. Auf der kleinen Insel sind mindestens sechs historische Eisenbahnen im regulären Betrieb und verbinden fahrplanmäßig verschiedene Orte mit sehr unterschiedlichen Traktionen. Vom Kaltblüter bis zum Frankenstein-Monster ist alles dabei. Aber der Reihe nach:
Manx Steam Railway
Die älteste der historischen Eisenbahnen auf der Isle of Man ist zweifelsfrei die Manx Steam Railway, die noch immer mit originalen Fahrzeugen mit einer Spurweite von 914 mm aus dem 19. Jahrhundert ihren Dienst versieht. Sie verbindet die Hauptstadt Douglas im Osten der Insel mit Port Erin im Westen. Das wurde dann vom 30. Juli bis 04. August 2024 beim Manx Heritage Transport Festival auch gebührend gefeiert. Der gesamte Fuhrpark war auf Schienen, auf Hochglanz poliert und im Dauereinsatz. Sogar Doppeltraktionen mit zwei Dampf-Lokomotiven und bis zu 8 Waggons kamen zum Einsatz.
Dieses Festival zieht alljährlich zahllose Besucher aus der ganzen Welt an. Ich habe Gäste aus den Niederlanden, der Schweiz, Neuseeland, Deutschland und natürlich viele aus Großbritannien getroffen. Für letztere ist die IOM das Eisenbahnerparadies schlechthin.
Manx Electric Railway
Das liegt aber sicher auch daran, dass Dampflokomotiven nicht die einzige Traktionsart auf der Insel sind. Eine weitere historische Eisenbahn auf der IOM ist die Manx Electric Railway mit elektrisch angetriebenen Triebwagen und Beiwagen ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Mit rund 40 historischen Fahrzeugen betreibt auch sie einen fahrplanmäßigen Dienst auf der Strecke zwischen Douglas und Laxey, einem weiteren Eisenbahn-Knotenpunkt der Insel. Der klassische Rollenstromabnehmer wird bei jedem Fahrtrichtungswechsel von Hand umgesetzt. Einige der Fahrzeuge sind geschlossen, andere sind seitlich komplett offen, nicht mal eine Kette oder ähnliches schützt die Fahrgäste während der Fahrt vor dem (ungewollten) Verlassen des Zuges.
Triebwagen 1 ist im Guiness-Buch der Rekorde enthalten als die weltweit älteste elektrische Tram, die seit ihrem Beginn im Jahre 1893 durchgehend im regulären Betrieb auf der Original-Linie unterwegs ist.
Am Derby Castle Terminus befindet sich aber nicht nur die Endstation der Manx Electric Railway, sondern auch deren Depot (Betriebswerk) und das M.E.R. Museum, also das Manx Electric Railway Museum. Als wäre das noch nicht genug für die Eisenbahner-Seele, ist die Station auch die Endhaltestelle und das Depot für die Douglas Bay Horse Tramway, eine weitere historische Eisenbahn auf der Insel.
Douglas Bay Horse Tramway
Mit einem PS fährt die Douglas Bay Horse Tramway seit 1876 mit offenen, geschlossenen oder sogar zweistöckigen Waggons gemütlich die Prom an der Küste entlang in den Süden der Stadt in die Nähe der Douglas Railway Station. Bei einem Blick ins Depot sieht man die zahlreichen unterschiedlichen Konstruktionen der Waggons. Sie werden von den Kaltblütern der schottischen Rasse Clydesdale, dem Welsh Cob sowie den riesigen Shires mit einem Stockmaß von max. 1,78 m und einem Gewicht von bis zu 1.200 kg gezogen. Trotz ihres Alters und der anstrengenden Arbeit sind sie in hervorragendem Zustand. Auch die Pferdebahn fährt regelmäßig nach Fahrplan, beim Fahrtrichtungswechsel wird das gutmütige Tier mit wenigen routinierten Handgriffen von einem Fahrzeugende ans andere umgespannt.
Auch die Horse Tramway nutzt eine Spurweite von 914 mm, was dem englischen Maß von 3 ft entspricht. Etwa 45 Pferde ziehen die unterschiedlichen Wagen im Wechsel und nach mancher Fahrt bekommen die Tiere ein Leckerli und immer genug Wasser zu trinken. Ich hatte also den Eindruck, dass die Tiere sehr gut behandelt werden.
Snaefell Mountain Railway
Fährt man die Manx Electric Railway von Douglas Derby Castle bis zur Endstation nach Laxey, erwarten den Eisenbahnfreund gleich mehrere interessante Attraktionen. Eine weitere Eisenbahnlinie in der 3-Fuß-Spur ist die Snaefell Mountain Railway, die in Laxey startend auf den 621 m hohen Snaefell Mountain fährt. Mit einer Steigung von max. 1:9 (ca. 8,3%) klettert die Bahn ohne Zahnrad-Traktion, aber teilweise mit einer dritten Schiene in der Mitte der Gleise auf den höchsten Berg der Insel.
Das sieht etwa so aus, wie die ganz alten Märklin-Schienen mit durchgehendem Mittelleiter und dient einer zusätzlichen Bremsfunktion, bei der Bremsbacken bei Bedarf seitlich von links und rechts an die Mittelschiene gepresst werden. Die Spurweite der Snaefell Mountain Railway beträgt 3,6 ft, also etwa 1.097 mm.
Das 3-Schienen-System der Snaefell Mountain Railroad ist keine Zahnradbahn, es wird nur zum Bremsen benutzt – und sieht fast aus, wie bei Märklin in alten Zeiten.
Das Bremssystem unterhalb des Fahrzeugs für die Mittelschiene der Snaefell Mountain Railroad ist hier deutlich zu sehen.
Auch die Weiche an der Bergstation auf dem Snaefell Mountain ist eine ungewöhnliche und sehr einfache Konstruktion. Das Überfahren ist mit einem deutlichen Ruck spürbar.
Zurück in Laxey, kann man noch der kleinen Great Laxey Mine Railway einen Besuch abstatten. Ich hatte dafür in den vier Tagen meines Aufenthaltes keine Zeit mehr. Auch eine Fahrt mit Groudle Glen Railway muss ich auf meinen nächsten Aufenthalt auf der Insel verschieben. Vier Tage sind einfach zu wenig für die nicht nur eisenbahnerisch sehr abwechslungsreiche Insel.
Zeit hatte ich jedoch für einen Besuch des etwas versteckten kleinen Laden von Tony und Pete, The Train Junction. Für Eisenbahn-Fans, insbesondere britische Eisenbahnen ist der Shop eigentlich ein Muß. Zahlreiche second hand Bücher, Fahrzeuge, Gebäude und Fotos rund um die meist britische Eisenbahn gibt es dort zu bewundern und zu erwerben. Aus einem Archiv von rund 250.000 Fotos, das Pete, einer der Ladenbesitzer in Jahrzehnten erstellt hat, kann man für kleines Geld Abzüge erwerben.
Als eine weitere Attraktion auf der IOM für alle Technik-Interessierte ist natürlich das Great Laxey-Wheel zu nennen. Auch dabei geht es um einen Weltrekord, denn es handelt sich um das weltweit größte in Betrieb befindliche Wasserrad. Das Schaufelrad mit einem Durchmesser von etwa 22 Metern wird vom Wasser eines kleinen Flusses angetrieben und wurde benutzt um das Grundwasser aus dem nahe gelegenen Bergwerk abzupumpen, in dem Blei- und Zinkerz abgebaut worden ist.
Bei der Fahrt mit der Snaefell Mountain Railway hat man einen optimalen Blick auf die imposante Konstruktion aus dem Jahr 1854. Wer keine Gelegenheit zu der Fahrt hat, findet eine Abbildung auch auf der Rückseite der 20-£-Banknote der Isle of Man.
Ramsey Queen’s Pier Tramway
Zu guter Letzt hatte ich noch eine kurze Gelegenheit, die vermutlich kürzeste Bahnlinie auf der Insel zu besuchen. Die kleine Ramsey Queen’s Pier Tramway fährt auf einem 683 Meter langen Pier, der 1882 – 1886 gebaut wurde, um Fracht- und Passagierschiffen auch bei Niedrigwasser den Zugang zur Insel zu ermöglichen. Aufgrund von Restaurierungsarbeiten ist der Pier zur Zeit nur sehr eingeschränkt nutzbar, die auf dem Pier vorhandene Eisenbahnlinie mit einer Spurweite von 914 mm (3 ft) wurde anlässlich des Manx Heritage Transport Festival auf einer Strecke von ca. 50 m in Betrieb genommen.
Mindestens sieben verschiedene historische Eisenbahnen gibt es auf der kleinen Insel IOM in der Irischen See, für Eisenbahn-Fans ist die Isle of Man ganz sicher ein Eldorado und Paradies, in dem man insbesondere beim Manx Heritage Transport Festival jährlich Ende Juli auf seine Kosten kommt.
Weitere Informationen zu den historischen Eisenbahnen auf der IOM gibt es unter www.rail.im.
Eine Spurweiten-Übersicht im großen Original und auf der Modelleisenbahn gibt es unter Modelleisenbahn-Spurweiten.
