In diesem Sommer war ich nicht nur auf der Isle of Man, um dort 150 Jahre Eisenbahnen auf der IOM zu sehen. Die Reise führte mich 2024 auch zu Freunden in Wales, genauer in Pembrokeshire, die ich mal wieder besuchen wollte. Da in diesem Sommer an so vielen Flughäfen von Overtourism die Rede war, wollte ich soweit wie möglich auf das Flugzeug bei meiner Reise verzichten. Es wurde also eine Bahnfahrt aus dem Schwarzwald bis fast an die Küste von Wales.
Nicht weniger als sechs verschiedene Arten von Zügen und Bahngesellschaften sind bei dieser Reise zum Einsatz gekommen. Begonnen hat die Tour gegen fünf Uhr morgens allerdings mit dem Auto, das mich aus meinem schönen Dorf im Schwarzwald zur Grenzstadt Kehl gleich gegenüber von Strasbourg gebracht hat.
Kehl – Strasbourg, 8 km, 25 Minuten
Von Kehl ging es mit der sehr modernen Strasbourger Straßenbahn vom Kehler Bahnhof direkt zum Hauptbahnhof nach Strasbourg. Diese Straßenbahn ist die erste in ganz Europa, die über eine Staatsgrenze fährt und wohl auch die einzige, die von der früheren Bundeskanzlerin Merkel aus Europäisches Projekt eingeweiht wurde. Betrieben wird sie von der CTS, der im Jahre 1877 gegründeten „Compagnie des transports strasbourgeois“.
Strasbourg – Paris, 480 km, 1 Stunde 50 Minuten
Am Bahnhof in Strasbourg hatte ich einen großzügigen Zeitpuffer eingerechnet für den Fall, daß eine Straßenbahn ausfällt oder zu spät fährt. Der Zeitpuffer wurde allerdings durch die Verspätung von 45 Minuten des inOui TGV nach Paris sehr in die Länge gezogen. So konnte ich das frühmorgendliche Treiben auf dem Bahnhof ausgiebig beobachten.
Belohnt wurde ich durch eine sehr bequeme und schnelle Fahrt in die Hauptstadt Frankreichs, die mich in unter zwei Stunden ans Ziel brachte.
Paris – London, 460 km, 2 Stunden 50 Minuten
Da mein Umstieg in den Eurostar in Paris während der Olympischen Spiele stattfand, hatte ich auch dort einen größeren Zeitpuffer eingeplant. Aber auch er wurde großzügig erweitert durch die verspätete Abfahrt des Eurostars auf Grund technischer Probleme.
Nach 45 Minuten waren die Probleme durch einen Ersatzzug behoben und nach zwei Stunden und 50 Minuten ohne Zwischenhalt und mit bis zu 300 km/h konnte ich den Eurostar entspannt nach der Durchfahrt durch den Kanaltunnel in der Londoner Station St. Pancras International verlassen.
London – London Gatwick, 50 km, 50 Minuten
Der Vorortzug „Thameslink“ brachte mich in einer weiteren Dreiviertelstunde zum Flughafen nach London Gatwick, diesmal ohne Verspätung.
Vom Flughafen Gatwick brachte mich dann das Flugzeug auf die Isle of Man. Ein paar Tage später ging der Flug von der IOM zurück, diesmal nach Bristol, sodaß ich die Strecke nach Wales mit der Bahn etwas verkürzen konnte und es ging weiter in Richtung Pembrokeshire.
Bristol – Cardiff, 80 km, 1 Stunde 25 Minuten
Für diesen Teil der Reise war die GWR, die „Great Western Railway“ zuständig. Der klassisch britisch dunkelgrüne Zug brachte mich mit bis zu 200 km/h nach Cardiff, leider gab es keinen Speisewagen oder Imbiss im Zug. Der Stil des Zuges ähnelte eher unsere RE-Zügen, war aber nur einstöckig, dafür mit viel Beinfreiheit.
Cardiff – Haverfordwest, 170 km, 3 Stunden 20 Minuten
Den letzten und zeitlich längsten Teil der Reise übernahm dann die TfW, also die „Transfer for Wales“. Auch hier habe ich bei über drei Stunden Fahrtdauer einen Speisewagen etwas vermisst. Allerdings waren alle Züge, die ich in Großbritannien genutzt habe, auf die Minute pünktlich.
So bin ich zwar hungrig, aber zur geplanten Zeit im Bahnhof Haverfordwest angekommen, wo mein Gastgeber schon auf mich gewartet hat und seine Frau uns mit einem leckeren Abendessen begrüßt hat.
Resümee
Rechnet man die Warte- und Umstiegszeiten mit, dann kommt man für die gesamte Strecke auf rund 15 Stunden. Ich habe diese Strecke auch schon mit dem Reisebus (Charter) und Fähre von Calais nach Dover zurück gelegt. Die gesamte Fahrzeit betrug rund 24 Stunden, inklusive Fähre. Aber auch eine Flugverbindung über Basel und Bristol mit Autofahrt von Bristol bis Haverfordwest habe ich bereits kennen gelernt. Die gesamte Reisedauer betrug rund 11 Stunden.
Da diese Reisen in verschiedenen Jahren stattgefunden haben, ist mir ein direkter Preisvergleich nicht möglich. Ich würde aber sagen, dass die Variante mit dem Flug gefühlt etwas günstiger ist, als die Bahnfahrt. Der Charterbus mit Fähre ist natürlich am preiswertesten, wenn man in einer großen Gruppe reist. Wenn auch die Bahnfahrt etwas länger dauert, als der Flug, ist es für mich die komfortabelste und entspannteste Art des Reisens. Die Busfahrt war für mich nicht nur aus Komfort-Gesichtspunkten eine Zumutung, die ich nicht wieder nutzen würde.
Rückfahrt
Nach ein paar herrlichen Tagen in Wales bei weitgehend hervorragendem Wetter ging meine Rückfahrt in umgekehrter Reihenfolge, aber ohne den Abstecher auf die IOM und ohne Probleme wieder zurück nach Deutschland. Da ich früher, als geplant in London ankam, konnte ich sogar eine Stunde vor Abfahrt mein Eurostar-Ticket noch kostenlos auf einen früheren Zug umbuchen. Dafür gab es zwei spezielle Schalter im Wartebereich, die Wartezeiten dort betrugen nur wenige Minuten. Das nenne ich Service!
So hatte ich in Paris noch Zeit genug, einen echten französischen Café Creme zu trinken. Es war am Gare du Nord in dem Café, in dem ich vor genau 40 Jahren anlässlich des ersten Besuchs von Paris in meinem Leben ebenfalls einen Café Creme getrunken hatte.