Bereits zum 23. Mal veranstaltete der MEC Stetten bei Tuttlingen im örtlichen Gemeindezentrum in diesem Jahr vom 04. bis 06. Januar 2025 die „Stettener Modellbahntage“.
Für die Einen ist Stetten ein kleines Dorf nahe der Welthauptstadt für Medizintechnik Tuttlingen, für die Anderen ist Stetten die Welthauptstadt für anspruchsvolle Modelleisenbahnanlagen. Und so kommt das Publikum und die Aussteller auch in diesem Jahr wieder von weit her, manche sogar aus Belgien, Frankreich, Luxemburg oder der Schweiz, um ihre Kunstwerke zu zeigen oder die Anlagen der besten Modellbauer zu sehen. Auch ich war wieder da und habe mich an den gezeigten Exponaten gefreut.
Großer Andrang bei den Anlagen, Verkäufern und Vorführungen
Auch in diesem Jahr war es beim MEC Stetten am Samstag vormittag wieder so voll, dass man viele Ausstellungsobjekte erst am Nachmittag, als es etwas ruhiger wurde, wirklich genießen und wertschätzen konnte. Zum Glück wurde der Gastronomie-Bereich deutlich vergrößert, so dass man bei zu großem Andrang dort bei Kaffee, Kuchen oder einer leckeren Mahlzeit ein bisschen warten konnte. Und man kann sagen, das Warten hat sich wieder gelohnt. Vom kleinsten Mini-Diorama bis zur 6 x 20 Meter Riesenanlage waren wieder unendlich viele faszinierende Dinge zu entdecken.
Wieder dabei waren unter anderem Marcel Ackle, Claude Fandel, Günther Jirouschek, Dany Machi, Karl Sinn und viele andere Modelleisenbahn-Künstler sowie einige Verkäufer und interessante Vorführungen, bei denen man sehen konnte, wie naturgetreue Bäume gemacht, Waggons gealtert oder Preiserleins getunt werden.
Der Ruhrpott ist in Stetten
Zumindest während der Modellbahntage 2025 ist der Ruhrpott in Stetten zuhause, genauer gesagt die ca. 5 x 1,5 m große Anlage „Zeche“ der Modellbahnfreunde Maifeld aus Ochtendong bei Koblenz. Der sehr abwechslungsreiche Zugbetrieb mit acht Zügen im Wechsel und drei weiteren im Pendelverkehr war komplett automatisiert mit der Märklin Centralstation 3+ und der TrainController™ Software Version 10 Gold von der Firma Freiwald Software und verlief völlig störungsfrei.
Es war übrigens die einzige Anlage in diesem Jahr in Stetten, die mit dem 3-Leiter-System ausgestattet war, alle anderen Exponate wurden mit 2-Leiter-System betrieben. Sehr gut war auch die Integration der Anlage von Stefan Backes in das Hintergrundpanorama gelungen, das die Zechenanlage fotografisch sehr passend bei Tag und auch bei Nacht in die Tiefe erweitert hat.
Ein ganz besonderes Highlight der Anlage war jedoch die Möglichkeit, neben der Szene am Tag auch die Nacht realistisch in Szene zu setzen, ganz so wie in den alten Tagen der Hochöfen, die ja auch rund um die Uhr in Betrieb waren. Die Dämmerung mit der blauen Stunde war ebenso umgesetzt, wie die vielen liebevoll platzierten Lichtquellen im Gelände und in den Gebäuden – ein echter Hingucker!
Mein ganz herzlicher Dank gilt Herrn Thon vom MBF Maifeld am Stand der Zechen-Anlage, der meinen Kittel-Dampftriebwagen wieder zum Laufen gebracht hat. Normalerweise macht er das ja als Mitarbeiter der Firma Modellbahn Rössler, einem Fachgeschäft in Koblenz.
Das ist die Schweiz!
Eine der ersten Exponate, die ich am Samstag morgen beim betreten der Bürgerhalle in Stetten sah, rief bei mir sofort den Eindruck hervor, „das ist die Schweiz“, ohne auch nur eine einzige Beschriftung an dem Diorama von Patrick Zehnder gelesen zu haben. Es zeigt eine Industrieanlage, bei der alles sehr aufgeräumt und sauber erscheint, so wie man es aus der Schweiz überall kennt. Es gibt keine schmuddeligen oder unaufgeräumten Ecken und auch Patina findet man nur wenig.
„Schweizer Industriebahn“ nennt der Erbauer sein Diorama dann auch, mein Gefühl war also richtig. Gebaut hat er seine Anlage seit 2018 aus Polystyrolplatten und Profilen, die mit Farben von Revell und Farbpigmenten gefärbt und patiniert worden sind. Es sind also alle Bauten Eigenkonstruktionen, die an Industriebauten im Bauhaus-Stil erinnern. Ausnahmen waren nur der Lokschuppen und der Kran, beide waren Bausätze von Kibri.
Eine große Brücke hat er ganz zum Schluss noch eingefügt, um die Szene auch in der Vertikalen interessanter zu gestalten und mit einem Fernstraßenabschnitt eine weitere Dimension ins Spiel zu bringen.
Groß, größer, Werkstatt 87
Gefühlt war fast die ganze Halle in diesem Jahr gefüllt von einer Anlage. Es war die ca. 6 x 20 m große Anlage der Werkstatt 87, einem Zusammenschluss von Modellbauern und Modelleisenbahnern aus Karlsruhe. Bernd Albrecht und Winfried Balog haben im Wesentlichen die riesige Anlage gebaut, 1993 fing alles mit dem Bahnhof an.
Der aktuelle Höhepunkt der Anlage ist aber wohl das riesige Bahnbetriebswerk mit Großbekohlungsanlage für Dampflokomotiven. In den zwei Ringlokschuppen finden etwa 50 (!) Lokomotiven Platz.
Um die Anlage mit ihren 50 Segmenten, drei Modulen und zwei Kehrschleifen sowie rund 70 Loks und 100 Waggons zu den viele Messeauftritten und auch hier nach Stetten zu bringen, ist ein 7,5t LKW komplett gefüllt. Die zwei Erbauer der Anlage und mehrere helfende Hände sind mit dem Aufbau der Anlage dann auch gut beschäftigt, bevor der erste Zug fahren kann. Zum Betrieb werden mindestens zwei Personen benötigt, damit alles reibungslos läuft.
Ungewöhnlich für eine Anlage dieser Dimension ist die Tatsache, dass bis auf den Bw-Teil der allergrößte Bereich der Anlage noch analog betrieben wird und so sieht man neben mehreren Gleisplanstellwerken zahlreiche Fleischmann-Trafos hinter den Kulissen. Eine der neuesten Ergänzungen war der Einbau von Beleuchtungen in nahezu alles, was beleuchtet werden kann. Neben Straßen- und Bahnhofslaternen zählt dazu natürlich auch die Innenbeleuchtung der vielen Gebäude, aber auch die Scheinwerfer und Rücklichter hunderter Autos, Motorrädern und sogar Fahrrädern. Da wundert es nicht, das für die bis jetzt zur Hälfte illuminierte Anlage ca. 2.500 bis 3.000 LED’s verbaut worden sind.
Dany Machi und Google Street View
Auch Dany Machi aus dem Elsass war wieder dabei. Der charmante Franzose sieht nicht nur aus wie ein Künster, er ist wirklich ein Künstler und großes Talent, wenn es um detailreichen und realitätsnahmen Modelleisenbahnbau geht. Vielleicht hat das ja auch mit seinem beruflich abwechslungsreichen Leben zu tun, er war unter anderem tätig als Theaterregisseur, Technischer Zeichner, hat bei den Stromwerken in Strasbourg gearbeitet und eine Lehre als Elektroniker gemacht.
Sein diesjähriges Exponat war das Diorama mit dem Titel „Pique-Nique au pays du Munster“, einer romantischen Bahnhofsszene aus dem Elsass, bei der er wieder seine großartigen handwerklichen Fähigkeiten mit seinen technischen Kenntnissen rund um den Einsatz von 3D-Druck, Schneideplotter, Bau-Zeichnungen und Messing-Ätztechnik kombiniert hat.
Dabei hat er das Hotel „A la Bonne Truite“ nach Bildern aus Google Earth und Google Street View sowie Zeichnungen aus dem Grundbuchamt maßstabsgetreu und sehr detailliert mit dem Schneideplotter aus Papier nachgebaut, angemalt und patiniert. Die Balkongeländer hat er aus Messing geätzt, die Dachschindeln wurden von einem Schneideplotter aus Papier geschnitten.
Die Wände des Lokschuppen in dem kleinen Bw gestaltete Machi aus Gips, die Mauersteine hat er von Hand geritzt und anschließend eingefärbt, um die Verwitterung sehr schön heraus zu arbeiten. Das Bahnhofsgebäude mit dem Fachwerk ist aus Papier entstanden, das er mit dem Schneideplotter zugeschnitten hat, das Holzfachwerk besteht aus Holz und der Putz ist aus Spachtelmasse entstanden.
Viele kleine Details geben der Szene ihren romantischen Charme und vermitteln typisch französische Lebensart.
MEC Stetten 2026
Im Jahr 2026 wird es die Modellbautage beim MEC Stetten natürlich auch wieder geben und ich werde bestimmt dabei sein, denn ein Besuch lohnt sich immer. Die traditionsreiche Veranstaltung wird voraussichtlich am 03./ 04. Januar 2026 stattfinden. Genaueres gibt es auf der Homepage des MEC Stetten.
Weitere Termine rund um die Modelleisenbahn und das Vorbild, die große Bahn, gibt es in meinem Termin-Kalender.
Um die Anlagen live zu erleben, gibt es hier eine Liste von Modelleisenbahn-Messen, -Märkte und -Börsen. Vielleicht trifft man sie dort.